„Die Zahlen sind erschreckend: In Hamburg leben mehr als 1.900 Menschen auf der Straße und rund 5.300 in den öffentlich-rechtlichen Unterkünften. Da besteht dringend Handlungsbedarf. Ein ‚vernünftiges‘ Dach über dem Kopf haben zu können, gehört zu den Grundpfeilern eines menschenwürdigen Lebens“, zeigt sich Simon Dhemija, Fraktionsmitglied der DIE LINKE. in der Harburger Bezirksversammlung, erschüttert.
Und die Zahlen steigen: 2009 waren es noch 1.029 Obdachlose in der Hansestadt. „In den elf Jahren seitdem hat es eine unsägliche Steigerung von 86 Prozent bei denen gegeben, die auf der Straße leben. Und aufgrund der Dunkelziffer dürfte die Zahl in Wahrheit noch deutlich höher liegen. Gerade in Hamburg, der Stadt mit den meisten Millionären in Deutschland, ist das eine Schande“, stellt Dhemija fest. Auch in Harburg ist die Obdachlosigkeit vieler Menschen nicht zu übersehen. „Da kann man nur noch wegschauen, wenn man gar kein Herz mehr hat“, so Dhemija.
Mit dem Housing-First-Modellprojekt wollte die Bürgerschaft im Januar 2020 hier etwas unternehmen. „Der Senat hat aber in einer Antwort auf eine CDU-Anfrage kundgetan, dass die Planungen und Überlegungen dazu noch nicht abgeschlossen seien“, sagt Dhemija.
„Dass die Umsetzung so lange dauert, ist ein Skandal“, findet Dhemija. Aktuell müssen wohnungslose Menschen zuerst ihre Wohnfähigkeit nachweisen. Suchtprobleme, Sprachbarrieren und Krankheit können dabei unüberwindbare Hürden sein. „Dabei sind die Housing-First-Projekte, die es teilweise schon seit den 1990er Jahren gibt, sehr erfolgreich. 78 bis 90 Prozent der ehemals obdachlosen Menschen leben auch nach zwei Jahren weiterhin in ihrer Wohnung und werden auch psychisch stabiler. Und dabei kosten Housing-First-Projekte langfristig noch weniger als herkömmliche Projekte.“
Die DIE LINKE.-Fraktion fordert deshalb auch in Harburg die schnellstmögliche Umsetzung des Housing-First-Modellprojektes. „Wir wollen, dass sich die Bezirksamtsleiterin und die zuständige Fachbehörde dafür einsetzen“, so Dhemija zum Antrag der DIE LINKE. in der Bezirksversammlung. „Dafür müssen Gespräche mit örtlichen Trägern der Obdach- und Wohnungslosenhilfe geführt werden und Gespräche zur Akquise von Wohnraum. Auch müssen im Haushalt Mittel dafür eingestellt werden und rechtliche Fragen geklärt werden.“
Last modified: 22. Juni 2021