„Im Bezirk Harburg gibt es eine Straße, deren Namensgeber mit einer NS-Vergangenheit belastet ist, sowie eine in der NS-Zeit aus ideologischen Gründen umbenannte Straße. Das ist das Ergebnis der Kommission, die im Auftrag der Behörde für Kultur und Medien in Hamburg Straßennamen auf genau diese Verbindung hin untersucht hat“, sagt Heiko Langanke, Mitglied der Fraktion DIE LINKE. in der Harburger Bezirksversammlung. Genannt werden von der Kommission der Albert-Schäfer-Weg in Eißendorf und die Walter-Flex-Straße in Wilstorf.

Albert Schäfer war als Vorstandsvorsitzender verantwortlich für den Zwangsarbeitereinsatz bei den Phoenix-Werken, bereicherte sich durch „Arisierung“ an seinem jüdischen Geschäftspartner Max Goldschmidt und leistete nach 1945 diesem auch erst nach verlorenem Gerichtsverfahren Schadensersatz.

Walter Flex war ein völkisch-nationalistischer Schriftsteller, dessen Werke von den Nazis gerade auch in den Schulen stark rezipiert wurden. „Der entscheidende Aspekt hier ist aber, dass, bevor die Walter-Flex-Straße so benannt wurde, sie nach der Malerin und Pazifistin Käthe Kollwitz benannt war. Ein Name, der von den Nazis bewusst ausgelöscht werden sollte“, sagt Langanke.

„Für uns als Linke ist nicht die Frage, ob wir uns mit diesen beiden Straßennamen im Bezirk Harburg kritisch auseinandersetzen, sondern nur, wie wir das machen. Sollen die Straßen umbenannt werden? Oder mittels einer Tafel unter dem Straßenschild auf die Vergangenheit des Namensgebers hingewiesen werden?“, fragt Heiko Langanke.

Da die Umbenennung von Straßen nur ein Teil der inhaltlichen Auseinandersetzung darstellt, empfiehlt die Kommission u.a. die Beteiligung oder Einbindung von lokalen Geschichtswerkstätten oder Stadtteilarchiven. „Wir wollen, dass dieser Prozess im Bezirk zügig beginnt“, fordert Langanke.

Deshalb hat DIE LINKE. in der Bezirksversammlung beantragt, dass Vertreter*innen der Geschichtswerkstatt Harburg bzw. des Stadtmuseums Harburgs in den Kulturausschuss eingeladen werden, um das Thema aufzugreifen und Prozesse und Möglichkeiten der inhaltlichen Auseinandersetzung u.a. mit Schulen und Anwohnenden zu sondieren.

Last modified: 14. April 2022