„Der Rieckhof ist seit fast 40 Jahren ein fester und wichtiger Bestandteil der Kultur in Harburg und hat sich weit über Harburg hinaus zu einer Institution entwickelt“, stellt Jörn Lohmann, Fraktionsvorsitzender der DIE LINKE. in der Harburger Bezirksversammlung fest. „Und nun soll ihm ohne nachvollziehbare Begründung der Geldhahn zugedreht werden. Bis heute haben wir von keinem der Beteiligten aus Bezirksamt, der SPD oder den Grünen auch nur einen inhaltlichen Grund dafür gehört.“
Dass das Bezirksamt dabei findet, die letztendliche Entscheidungshoheit zu haben, stößt bei Heiko Langanke, Mitglied der Bezirksfraktion der DIE LINKE. und Vorsitzender des Kulturausschusses auf Widerstand: „Auch wenn dies rechtlich so sein mag, agiert das Bezirksamt höchst undemokratisch, wenn es die von den Bürger:innen gewählten Vertreter:innen von der Entscheidung über die Zukunft von Harburgs Kulturzentrum ausschließen will. Das widerspricht allen Gepflogenheiten und untergräbt jeden Diskurs, statt ihn zu fördern. Die anderen Bezirksamtsleitungen haben in der Vergangenheit solche Entscheidungen immer im Dialog mit der Bezirksversammlung getroffen. Und es ist traurig mit anzusehen, wie sich SPD und Grüne diesem Diktat des Bezirksamtes unterwerfen und willig am Nasenring durch die Manege ziehen lassen.“
Auch das vom Bezirksamt neu an den Tag gelegte Gebaren, über Fördergelder von Jahr zu Jahr entscheiden zu wollen, entsetzt Heiko Langanke. „Die Stimmung in der Kulturszene Harburgs ist eh sehr angespannt. Als jemand, der selbst im Kulturbereich arbeitet, weiß ich, dass Kulturzentren wie der Rieckhof mindestens ein Dreivierteljahr im Voraus ihr Programm planen.“ Wenn die Planungen in diesem Hause ab jetzt unter dem Vorbehalt stehen, weiterhin das Wohlwollen des Bezirksamtes zu haben und ansonsten werden dem Träger in kürzester Zeit die Förderungen gestrichen, dann wird das Konsequenzen haben. „Sich dabei auf eine neue Förderrichtlinie zu berufen und zugleich anzumerken, man habe einen weiten Spielraum, belegt die Absicht einer bewussten Einmischung in Inhalte. Unter diesen Bedingungen wird sich kaum ein guter Betreiber für ein Kulturzentrum von der Bedeutung des Rieckhof finden lassen. Mit der Konsequenz, dass das Haus leer stehen wird. Das ist es, woraufhin die aktuelle Politik von Bezirksamt, SPD und Grünen hinauslaufen wird“, so Langanke.
Auch für andere Kultureinrichtungen des Bezirks hätte diese neue Linie des Bezirksamtes gravierende Auswirkungen. „Es ist ein Hamburger Präzedenzfall, der Harburg in ein sehr schlechtes Licht rückt. Alle müssten von nun an in Angst vor dem Bezirksamt leben, dass ihnen der Geldhahn zugedreht wird“ kritisiert Langanke. „Das Resultat wird sein, dass vielfach nur noch das im Kulturbereich gemacht wird, was dem Bezirksamt genehm ist. Kultur auf Bezirksamtslinie also. Deshalb muss das Interessenbekundungsverfahren umgehend beendet werden, ehe noch mehr Schaden an der Kultur in Harburg angerichtet wird.“
Last modified: 1. Juli 2021