1. Alle Hamburger*innen müssen einen wohnortnahen und unmittelbaren Zugang zu Haus und Kinderärzt*innen haben, und zwar unabhängig von Art und Status der Krankenversicherung.
  2. Die aktuelle Zwei-Klassen-Medizin muss durch ein solidarisches, gerechtes barrierefreies und am Menschen sowie seiner sozialen Umwelt orientiertes Gesundheitswesen ersetzt werden.
  3. Die Menschen haben nicht nur ein Recht auf körperliche, sondern auch auf psychische Unversehrtheit. Alle Hamburger*innen mit Bedarf, insbesondere Kinder und Jugendliche, müssen Zugang zu einem Therapieangebot ohne Zuzahlung erhalten.
  4. Pflegebedürftigkeit darf weder in die Armut noch in die soziale Isolation führen.
  5. Die Entscheidung, Angehörige zuhause selbst zu pflegen, darf weder in die Armut noch in die soziale Isolation führen.
  6. Arbeitsbedingungen und Löhne im Gesundheitssektor müssen so gestaltet sein, dass Beschäftigte ihre Arbeit ohne hohe Risiken für die eigene Gesundheit und ohne Angst vor Altersarmut bis zur Rente ausüben können.

Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit und vor allem kein persönliches Schicksal, sondern Ausdruck der sozialen Verhältnisse. Wohnen, Arbeit, Stress, Rassismus-Erfahrungen, Einkommen, Lärm und Gewalt – solche Faktoren bestimmen unsere Gesundheit. Menschen in Armut sterben weiterhin früher und sind häufiger schwer krank.

Umgekehrt heißt das aber auch: Wir können die Gesundheit der Menschen verbessern und sogar buchstäblich ihr Leben verlängern, wenn wir ausreichend bezahlbaren Wohnraum bereitstellen, für gute Arbeitsbedingungen und Löhne sorgen und ein solidarisches gesellschaftliches Miteinander fördern. Armut macht krank, und Umverteilung ist die wirksamste Medizin.

Bundesweit kaufen Finanzinvestoren Medizinische Versorgungszentren auf, und auch die stationäre Langzeitpflege ist zu einem Finanzanlagemarkt geworden, von dem sich Investoren stabile Gewinne erhoffen. Der Anteil der privaten Pflegeheime ist entsprechend stark gestiegen. In Hamburg wurde schon 2007 der städtische Pflegeheimbetreiber „pflegen und wohnen“ privatisiert. Die Beschäftigten erfahren in den Pflegeeinrichtungen sehr belastende Arbeitsbedingungen, und die Bewohner*innen sind schlechten Pflegebedingungen ausgesetzt, weil zu wenig Personal vorhanden ist. Trotzdem steigen die Eigenanteile an und liegen jetzt im Durchschnitt schon bei rund 2400€ im Monat.

Krankheit und Gesundheit sind keine Ware. Ein Gesundheitssystem, das den Menschen und nicht die Bilanz in den Mittelpunkt stellt, ist als einziges Modell in der Lage, die Würde der Kranken und Pflegebedürftigen zu wahren. Und es ist als einziges Modell attraktiv genug, ausreichend Menschen davon zu überzeugen, ihre Talente, ihre Arbeitskraft und ihr Herzblut in den Dienst der Gesundheit anderer zu stellen.

Zur Erreichung der Ziele kämpft Die Linke für:

Ambulante Gesundheitsversorgung

  • Einführung von städtischen Gesundheitszentren in ärmeren Stadtteilen: Haus- und Kinderärzt*innen gemeinsam mit Sozial- und psychologischer Beratung unter einem Dach; partizipativ gestaltet und ohne Aufnahmestopp.
  • Kleinräumige ärztliche Bedarfsplanung auf Stadtteilebene.
  • Anonyme Behandlungsscheine für Menschen ohne Versicherung oder ohne gültigen Aufenthaltsstatus.
  • Barrierefreie Gesundheitsversorgung: z.B. Hebelifter in gynäkologischen Praxen oder Treppenlifte in Praxisgebäuden ohne Fahrstuhl, Informationsmaterial in Leichter und Einfacher sowie Fremdsprachen, aber auch Berücksichtigung von Zeitmangel und anderen Faktoren.

Prävention

  • Fokus auf aufsuchende, quartiersbezogene und partizipative Ansätze über die Einführung von Community Health Nurses
  • Verhältnisprävention: Erheben kleinräumiger Gesundheitsdaten auf Stadtteilebene inklusive Lärm- und Hitzebelastung und Ableiten gesundheitsfördernder Maßnahmen.
  • Unkomplizierter und kostenloser Zugang zu regelmäßigen Schutzimpfungen wie gegen Masern, Mumps, Röteln oder COVID-19 für alle, die sich oder ihr Umfeld schützen wollen.
  • Die Einführung verbindlicher Mindeststandards für die Luftqualität in Innenräumen, insbesondere Kitas, Schulen und medizinischen Einrichtungen, um Ansteckungen mit Infektionskrankheiten zu vermeiden, damit beispielsweise Menschen mit Long COVID oder anderen Vorerkrankungen wirksam geschützt werden.

Krankenhäuser

  • Gute Arbeitsbedingungen für das Personal und gute Behandlungsbedingungen für Patient*innen.
  • Bessere Finanzierung insbesondere der Geburts- und Kindermedizin.
  • (Re-)Kommunalisierung der Krankenhäuser.
  • Finanzielle Absicherung integrierter Notfallzentren.
  • Krankenhausplanung nach Bedarf.
  • Abschaffung der Diagnosis Related Groups (DRG).

Pflege und Geburtshilfe

  • Langzeitpflege: Planung von stationären Kapazitäten, Tages- und Nachtpflege und Kurzzeitpflege.
  • Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
  • Pflegende Angehörige: Ausreichende Absicherung und Einkommen, Ausbau der Kurzzeitpflege und Einrichten eines Online-Portals für die Bedarfsplanung als Modellprojekt.
  • Geburtshilfe: 1-zu-1-Betreuung unter der Geburt und Stärkung der hebammengeleiteten Geburtshilfe; Einrichtung von Hebammenzentren, da die Angebote zur Vor- und Nachsorge extrem ungleich über die Stadt verteilt sind.

Psychische Gesundheit und Sucht

  • Ausbau des psychiatrischen Krisendienstes, aufsuchend und ambulant.
  • Ausfinanzierung der Aus- und Weiterbildung für Psychotherapeut*innen, insbesondere für Kinder und Jugendliche.
  • Stärkung von Peer-Genesungsbegleiter*innen.
  • Stärkung der Suchtprävention für Jugendliche.
  • Auch in Hamburg ein Angebot für „Drug-Checking“, um Konsumrisiken beispielsweise durch verunreinigte Stoffe zu reduzieren.
  • Bedarfsorientierte Finanzierung von Drogenkonsumräumen und Suchtberatungsstellen.
  • Situation rund um den Hauptbahnhof: wir fordern einen akzeptierenden, aufsuchenden und unterstützenden Ansatz sowie den Auf- und Ausbau von konsumtoleranten Tagesaufenthaltsstätten und Notschlafplätzen, in denen sich Konsument*innen aufhalten und ausruhen können.
  • Ausbau von Substitutionsambulanzen und ausstiegsorientierten Angeboten auch in dezentralen Lagen, um szeneferne Substitution zu ermöglichen.

Aufarbeitung Coronamaßnahmen

  • Die Linke setzt sich für die Einrichtung einer Enquete-Kommission unter Beteiligung eines breiten Spektrums an Fachkundigen ((Kinder-)Ärzte, Psychologen, …) zur Aufarbeitung der Corona-Politik in Hamburg ein.

Last modified: 16. Dezember 2024