„In Hamburg scheint der Naturschutz Verhandlungssache zu sein.“ Diese bittere Erkenntnis zieht Michael Schulze, Harburger Bezirksabgeordneter DIE LINKE. aufgrund der Vorkommnisse um die Erweiterung des Mercedes-Werkes in Bostelbek. Für das Logistik-Zentrum, das dort gebaut werden soll, soll ein Moorgebiet mit vielen geschützten Tier- und Pflanzenarten trockengelegt werden. „Außerdem ist ein solches Moor ein riesiger CO2-Speicher – und angesichts der Klimaerwärmung sollte man tunlichst unterlassen, solche Biotope zu zerstören“, so Michael Schulze. 

Zwar soll es dafür eine Ausgleichsfläche in Neuland geben. „Das Vorhaben dort ist aber mehr als fragwürdig“, so Schulze. Denn die Fläche ist nicht gleichwertig. Es ist ein trocken gelegtes Moorstück, das nun wieder vernässt werden soll. „CO2-neutral wird dieses Vorhaben schon mal nicht umzusetzen sein“, so Schulze. „Aber darüber hinaus ist das Vorhaben schon von vorneherein zum Scheitern verurteilt, denn die Wiedervernässung wird den ursprünglichen Zustand des Moores nicht wiederherstellen können. Davon geht die Umweltbehörde selbst in einer Stellungnahme aus dem Jahr 2005 aus.“ 

Über diese Hindernisse hinaus hat die Bebauung der geplanten Fläche durch Daimler noch ein weiteres Geschmäckle. „Ein Teil der Fläche ist selbst als Ausgleichsfläche für Baumaßnahmen anderswo ausgewiesen“, so Schulze. „Es stellt sich also schon die Frage, wie ernst es der rot-grüne Senat und auch die rot-grüne Koalition in Harburg, die dem Vorhaben zugestimmt hat, überhaupt mit dem Umweltschutz nehmen.“ Zwar versichert die Umweltbehörde, dass versucht werde, alle Ausgleichsflächen auf Dauer zu sichern und zu erhalten – aber Ausgleichsflächen könnten eben auch wieder aufgehoben werden. Man versuche dann aber, an anderer Stelle Ausgleich zu schaffen. 

„Wenn Daimler mit dem Finger schnippt, springen Sozialdemokraten und Grüne“, so das Resümee der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden DIE LINKE. Ulla Taha. „Wir fordern SPD und Grüne dringend dazu auf, die Erweiterung des Mercedes-Werkes zu stoppen oder mindestens für eine wirklich gleichwertige Ausgleichsfläche zu sorgen. Naturschutz darf nicht den Profitinteressen eines Großkonzerns untergeordnet werden.“

Last modified: 21. September 2020