In Harburg und ganz Hamburg sorgt die Situation um die Miamedes Health Group für Unsicherheit bei Patient*innen. Überraschende Praxisschließungen und die Verlegung einer Firma nach Berlin unter einem umgekehrten Namen (“Sedemaim”) lassen die Sorge aufkommen, dass die medizinische Versorgung in den betroffenen Stadtteilen, insbesondere in Harburg, gefährdet sein könnte. Dies nimmt die Linksfraktion Harburg zum Anlass, die MVZ-Struktur grundsätzlich zu hinterfragen. “Die Probleme bei Miamedes sind kein Einzelfall, sondern symptomatisch für ein System, das die Gesundheitsversorgung dem Profitstreben von Finanzinvestor*innen opfert”, so Simon Dhemija, gesundheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion in der Harburger Bezirksversammlung.
Die Linksfraktion sieht die MVZs in der Hand von Finanzinvestor*innen kritisch. Nach Ansicht der Linken sind solche Unternehmen hauptsächlich auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Die medizinische Versorgung könnte dabei in den Hintergrund treten. Ein Beispiel hierfür sind die Vorwürfe von ausbleibenden Gehalts- und Rentenzahlungen, die der Marburger Bund gegenüber Miamedes erhebt.
Das Problem profitorientierter MVZs liegt laut Linksfraktion in der Trennung zwischen Medizin und Ökonomie. Während Mediziner*innen meist die Gesundheit der Patient*innen in den Vordergrund stellen, rücken Investor*innen die Rendite in den Fokus. Die Gefahr besteht darin, dass die Versorgung nach wirtschaftlichen Interessen optimiert wird, was zu einem Abbau von Leistungen führen kann, die sich nicht rentieren.
Als Alternativen zu profitorientierten MVZs schlägt die Linksfraktion vor, die Strukturen in die Hand von Ärzt*innen oder Kommunen zu legen, die dann selbst MVZs gründen und betreiben können. Um zu verhindern, dass auch ärztlich geführte MVZs dem reinen Profitstreben verfallen, müssten hier jedoch zusätzliche Bestimmungen greifen. Denkbar sind etwa die rechtliche Verpflichtung zur Reinvestition von Gewinnen in die medizinische Infrastruktur und die Begrenzung von Beteiligungen auf nicht-ärztliche Gesellschafter*innen. Die Linksfraktion sieht die Stärkung kommunaler MVZs als Möglichkeit, die medizinische Versorgung im ländlichen Raum sicherzustellen und die Gewinnorientierung zu minimieren.
In Hamburg könnte der Senat laut Linksfraktion darauf hinwirken, dass MVZs nicht von Kapitalgesellschaften übernommen werden, die lediglich Arztpraxen aufkaufen, um kurzfristig Gewinne zu erzielen. Zudem fordert sie mehr Transparenz, wenn Kapitalgesellschaften in das Gesundheitssystem investieren. Dhemija dazu: “Die Politik muss die medizinische Daseinsvorsorge wieder in die eigenen Hände nehmen. Wir fordern den Senat auf, sich aktiv für die Gründung kommunaler MVZs einzusetzen und den Ausverkauf unserer Gesundheitsversorgung zu stoppen.”
Was bedeutet das für Patient*innen in Harburg?
Sollten die MVZs von Miamedes in Harburg tatsächlich schließen, drohen Tausenden von Patient*innen Versorgungslücken. In diesem Fall müssten sich die Betroffenen selbstständig um neue Haus- und Fachärztinnen und Fachärzte kümmern. Die Aufnahmekapazitäten anderer Praxen in Harburg könnten jedoch schnell überlastet sein, was zu weiten Wegen und langen Wartezeiten führt. Im schlimmsten Fall könnten Arztsitze aus Harburg abgezogen und an einem anderen, wirtschaftlich attraktiveren Standort angesiedelt werden, was die medizinische Versorgung vor Ort weiter verschlechtert.
Last modified: 14. August 2025

