„Überall in der Welt gehen die Menschen gegen Rassismus auf die Straße – und das ist längst überfällig. Es ist aber zu simpel, mit dem Finger einfach auf die USA zu zeigen. Auch hier in Hamburg und Harburg ist die Kolonialgeschichte und der damit verbundene brutale Rassismus allgegenwärtig“, so Ulla Taha, stellvertretende Fraktionsvorsitzende DIE LINKE. in der Bezirksversammlung Harburg. „In einigen Straßennamen finden sich die Täter, die entweder an den grausamen Verbrechen in Afrika beteiligt waren oder an der Ausbeutung der Menschen dort, beispielsweise durch die Kautschukgewinnung oder die Verarbeitung von Palmkernen in Ölmühlen, verdient haben, wieder. Darunter befinden sich auch namenhafte Harburger Unternehmer. Der Palmspeicher zeugt noch heute davon “, ergänzt Heiko Langanke von der Fraktion DIE LINKE.

DIE LINKE. hat deshalb in der Bezirksversammlung eine Initiative gestartet, diejenigen Straßennamen, die mit den Verbrechen der Kolonialzeit verbunden sind, aus dem Stadtbild zu entfernen, umzubenennen oder zumindest zu kommentieren. „So eine Straße ist beispielsweise die Gaiserstraße in Harburg“, so Heiko Langanke. „Sie ist benannt nach Gottlieb Leonhard Gaiser, der unter anderem im heutigen Nigeria eine Kolonie gründete, kräftig an der Ausbeutung der Menschen dort verdiente und Bismarck drängte, eigene deutsche Kolonien zu erlangen.“ 

„Dies sind keine Menschen, die und deren Taten man durch eine Straßenbenennung würdigen sollte“, so Taha. „Stattdessen könnte man diese Gelegenheit nutzen, um mit den Straßennamen afrikanische Frauen und auch Männer zu ehren, die gestern und heute gegen die Ausbeutung ihrer Heimat Widerstand geleistet haben.“ 

Wenn es darum geht, welche Harburger Unternehmen und Unternehmer am großen Geschäft mit dem Elend in den Kolonien beteiligt waren, kann die Forschungsstelle “Hamburgs (post-)koloniales Erbe/Hamburg und die frühe Globalisierung” der Universität Hamburg zu Rate gezogen werden. „Hier wird seit einigen Jahren die Kolonialgeschichte Hamburgs erforscht. Deshalb wollen wir, dass die Bezirksversammlung Vertreter der Forschungsstelle einlädt, damit sie der Bezirksversammlung über Aspekte und Erkenntnisse der Harburger Geschichte im Zusammenhang mit dem deutschen Kolonialismus und Imperialismus berichten sowie Ansätze für einen bewussten und kritischen Umgang etwa mit Denkmälern oder Straßennamen aufzeigen“, so Taha.

Last modified: 25. Juli 2020